Artikel der Vereinszeitung "Klappe"
Es war wirklich sehr heiß!
von: Annegret Heemann
In diesem Jahr fand die Flötentagung in Freckenhorst / Münsterland unter erschwerten Bedingungen statt. Bei 35 ° Grad im Schatten wurde geflötet und vor allem geschwitzt. Jedoch verlor dabei keiner der 32 Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Motivation und die gute Laune. Dafür sorgte die gute Ausstattung und Bewirtung der Landesvolkshochschule "Schorlemer Alst" und die hervorragende musikalische Leitung, die dieses Mal Theo Kinder und Anneliese Hanstein innehatten.
Schon am ersten Abend ging es mit einem "Notturnino" des Komponisten Vincenzo de Michelis los, welches Theo Kinder mit dem Flötenchor einübte. Kubanische Klänge brachte Theo mit dem "Manzanillo Mambo" von Andrew Robertson den Flötenspielerinnen und –spielern näher.
Anneliese Hanstein hatte sich für ihre Einstudierung hebräische Volkslieder, den Quicksilver Rag von Ann Cameron Pearce, das geistliche Lied "Gott sei stets in mir" von John Rutter und schlussendlich eine Bearbeitung der vierhändigen Klavierstücke der "Spanischen Tänze" von Moritz Moskowski ausgesucht.
Beide Dirigenten konzentrierten sich bei ihrer Arbeit besonders auf die Wiedergabe des musikalischen Ausdrucks, so dass von allen Flötenspielerinnen und –spieler hohe Konzentration gefordert war. In die Welt der Filmmusik führte dann Gustav-Adolf Schmidt (GAS), mit seinem Arrangement des "River Kwai Marsch" ein, der schwungvoll und mit viel Freude vom Flötenchor musiziert wurde. Selbstverständlich gehörte es auch zu dieser Flötenwoche, dass die Jahresgabe 2017 von Sigrid Ernst von Theo vorgestellt wurde. Beim Tagesthema "Aktives Hören" konnten an den Vereinsvorsitzenden von den Musizierenden offene Fragen gestellt werden.
Der nachmittägliche Ausflug am Mittwoch ging in die schöne Stadt Münster. Hier nahm die Gruppe an einer Stadtführung teil, die unter dem Motto "Krimistadt Münster" stand. Der Stadtführer brachte mit großem Hintergrundwissen die beiden Krimiserien "Tatort" und den Wilsberg-Krimi den Besuchern näher und erzählte dabei auch über tatsächliche Verbrechen, die einst im beschaulichen Münster begangen wurden. In der Vereinsversammlung wurde wiederum der Vorstand des Flötenvereins gewählt. Hierbei ließ sich Theo Kinder letztmalig zum ersten Vorsitzenden wählen. Somit hat er das Amt noch zwei Jahre inne. Danach gilt es, einen neuen Vereinsvorsitzenden zu wählen. (Ergebnisse der Wahlen siehe "Kurzprotokoll"). Mit einem fulminanten Abschlusskonzert wurde die 35. Sommertagung im Freckenhorst bei guter Laune und einem Gläschen Sekt dann beendet.
Querflöten-Workshop nach der Suzuki-Methode in Nagold
von: Britta Roscher
Am 5. Mai war es wieder soweit: Der alljährliche Querflöten-Workshop für Kinder und Jugendliche, die in Deutschland nach der Suzuki-Methode lernen, fand statt! Dieses Mal hatte Flötenlehrer Christoph Kieser in die Musikschule Nagold eingeladen. Tolle Räumlichkeiten, 26 motivierte Flötenschüler aus verschiedenen Regionen Deutschlands, hervorragendes Wetter, 5 begeisterte Suzuki-Lehrer*innen und am Nachmittag Eis für alle - was will man mehr?
Die Teilnehmer*innen waren zwischen 5 und 23 Jahre alt und wurden anhand ihres Spielniveaus in drei Gruppen eingeteilt. Sie erhielten bei verschiedenen Dozenten Gruppenstunden, in denen mehrstimmige Literatur aus dem Suzuki-Repertoire erarbeitet wurde. Aufgelockert wurden diese intensiven Proben mit lustigen musikalischen Spielen. Rieneke Weber (Amsterdam, NL), Christine Hildebrand (Aachen, D), Ursula Grote (Bonn, D), Christoph Kieser (Nagold, D) und Britta Roscher (Wiesbaden, D) waren die Dozenten dieses Tages-Workshops. Neben den Gruppenstunden gab es für die älteren Teilnehmer*innen sog. Masterclasses, ein Markenzeichen der Suzuki-Workshops. In diesem Einzelunterricht wird individuell mit den Schüler*innen gearbeitet. Ein beachtliches Niveau was da auch von den Jüngsten geboten wurde!
Als besonderer Gast konnten die Organisatoren Britta Roscher und Christoph Kieser die Evolutionspädagogin Annett Jundel aus Grimma gewinnen. Sie hatte für die Gruppen einen Bewegungsparcours mit sieben verschiedenen Stufen aufgebaut. Vom Fisch, über Amphibie, Reptil, Säugetier, Affe, Urmensch zum Mensch ist jede Stufe an eine typische Bewegung gekoppelt, die in diesem Parcours mit viel Spaß und Freude von den Kindern und auch Eltern durchlaufen wurde. Eine interessante Erfahrung und schöne Ergänzung zum Querflötenspiel. Die Bewegungsübungen der Evolutionspädagogik nach Ludwig Koneberg soll das Lernen erleichtern. Sie ist eine moderne bewegungsorientierte Methode, um Persönlichkeitsentwicklung zu fördern.
Nach einer Generalprobe ging es auch schon nahtlos zum Abschlusskonzert über! Zahlreich erschien das Publikum und alle präsentierten gemeinsam die Ergebnisse des Tages. Als Krönung gab es eine Aufführung von Michael Jacksons „Heal the world“ in einer Besetzung für mehrstimmigen Flötenchor, Gitarre und Klavier. Kombiniert wurde dies noch mit ausgefeilten „Tanzschritten“ - eine sehr beeindruckende Darbietung und langanhaltender Applaus für die jungen Querflötisten!
Tägliches Ton Training (Lektion 1)
von: Theo Kinder
"Einzelne Töne auf einen Atem"
Als erste und wichtigste Übung halten wir zuerst einmal lange Töne aus.
Übungsname: "Einzelne Töne auf einem Atem"
Achtung: keiner kann von vornherein tolle Töne spielen − wir sind zunächst am Anfang und wollen erst fit werden!!
Also ganz egal, was für eine Tonart/Tonübung wir machen: immer mit einem bequemen Ton beginnen, von dem aus wir dann nach oben oder unten gehen.
Zu Beginn achten wir darauf, dass wir den Ton einigermaßen stabil halten. Im weiteren Verlauf versuchen wir die Bauch- und Lippenmuskeln nach und nach zu wecken und zu aktivieren. Dazu gehört auch, bewusster an das richtige Einatmen zu denken: in "Bauch und Rücken" atmen. Damit wir die entsprechenden Muskeln wirklich trainieren − richtig lange Töne spielen!!
Wir sollten versuchen, immer die eigenen Grenzen auszuloten und sie zu erweitern!!!
Auch ist es wichtig sich immer wieder die Sätze wie "Der Atem ist die Seele vom Flötenspiel" oder "Der Ton beginnt mit dem Einatmen" beim (täglichen) Üben ins Bewusstsein zu rufen.
Ich schreibe übrigens bewusst "wir", denn alles gilt genauso für den "Studierten"!!
Tonübungen müssen sein − aber sie sollten nicht langweilig sein. Deswegen empfehle ich, immer wieder die Tonart zu wechseln, z.B. den Quintenzirkel zu durchlaufen (Dur und Moll). Das hat dann auch noch den Nebeneffekt, dass man alle Tonarten besser kennenlernt und keine Angst mehr vor Vorzeichen hat.
Viel Spaß beim TTT
Euer Theo
Tägliches Ton Training (Lektion 2)
von: Theo Kinder
"Zwei Töne auf einem Atem"
Nachdem wir uns mit den einzelnen (langen) Tönen schon etwa eingespielt haben, machen wir als nächste Übung "Zwei Töne auf einen Atem".
Ich nehme jetzt als Beispiel eine G-Dur Tonleiter Nach den langen Tönen von g' − fis'' (in Ruhe schön atmen und den Resonanzkörper vorbereiten …!!), dann fis'' − d'', atmen e''- d'' usw.
Und worauf kommt es bei dieser Übung besonders an
Wir beginnen das g'' (den ersten Ton) mit der besten Qualität, die wir spielen können (oder: dem schönsten Klang, den wir schaffen). Wenn wir jetzt das fis'' anbinden, achten wir darauf, dass das fis'' genau dieselbe Klang-Qualität hat, wie das eben gespielte g'' bis der Ton zu Ende ist.
Jetzt atmen und das fis'' wieder neu ansetzen. Dabei wieder darauf achten, dass der Klang genauso gut ist, wie wir das fis'' beendet haben; binden zum e'' usw.
Also alles, was wir mit den Tonübungen machen, dient zum Training der Luft- und Lippenkontrolle.
Viel Spaß beim "Auf-sich-achten-und-Hören"!!
Euer Theo
Tägliches Ton Training (Lektion 3)
von: Theo Kinder
"Die Zentraltonübung"
Ich möchte euch heute eine neue Übung vorstellen: die Zentraltonübung.
Wir spielen von einem zentralen Ton aus immer zum nächsten Ton in der Tonleiter, z.B. c-d c-e c-f usw.
Man kann die Töne zunächst gestoßen spielen, um dann die verschärfte Version anzuwenden: immer zwei Töne binden!!
Was ist der tiefere Sinn dieser Übung − auf was muss (zusätzlich zur generellen Beachtung für einen schönen Ton) besonders geachtet werden?
1. Zunächst gilt die Regel: Immer auf den ersten Ton achten! Nur dann ist gewährleistet, dass auch der folgende Ton die richtige Substanz hat. Wenn ich z.B. ein c'' spiele und will zum g'', darf ich nicht denken, das c'' ist so leicht, da muss ich mich nicht anstrengen − das schlechte Ergebnis wird beim g'' sofort hörbar!! Also: auf die erste Note achten − sie muss klanglich eine stabile Substanz haben.
2. Die Lippenbewegung Ich komme am besten mit der Methode zurecht: tiefe Töne = Lippen eher gespannt (lächeln) = größere Öffnungen (Lippenöffnung und Loch bei der Mundlochplatte), hohe Töne = eher "Schnute" = beide Öffnungen werden kleiner.Das heißt, dass wir bei der Zentraltonübung, wenn die Intervalle größer werden, die Lippenbewegung trainieren. Selbstverständlich gibt es andere Methoden tiefe und höhe Töne zu spielen, aber die müssen auch geübt werden….
3. Die Tonvorstellung Wir sollten immer eine ungefähre Vorstellung des Tones haben, den wir spielen wollen.Salopp gesagt, nicht einfach "rein pusten" und abwarten , was kommt. Wenn wir eine Vorstellung haben, können wir den Ton viel treffsicherer und damit klangschöner erreichen. Die Tonvorstellung ist also das dritte Trainingsziel bei der Zentraltonübung.
Und bitte beachten: natürlich alle Übungen auf − und abwärts machen!!
- Immer auf die erste Note achten
- Lippenbewegung
- Tonvorstellung
Viel Spaß beim Ausprobieren!
Tägliches Ton Training (Lektion 4)
von: Theo Kinder
"Die Oktaven"
Wer sich noch einmal das 3. Kapitel "Die Zentraltonübung" vornimmt und von dort die wichtigen Punkte beachtet, dürfte bei den Oktaven eigentlich keine neuen Hindernisse zu überwinden haben.
Noch einmal kurz zusammengefasst:
1. Immer auf die erste Noten achten
2. Lippenbewegung und
3. die Tonvorstellung
In vier Varianten können die Oktaven geübt werden:
Nehmen wir als Beispiel C-Dur:
1. c' − c'', d' − d'', e' - e'' usw.
2. Dasselbe rückwärts c''' - c'', h'' - h', a'' - a', …
3. Rauf und wieder runter: c' − c'' − c', d' − d'' − d', …
4. umgekehrt c''' − c'' − c''', h'' − h' − h''', …
Alle Übungen (als Ziel) gebunden und natürlich auf einem Atem.
Wer noch einen "Schuss Tabasco" hinein geben will, der macht bei allen Bindungen aufwärts ein Decrescendo und abwärts ein crescendo …
Wenn ich im Unterricht mal sage: "Ich finde Tonübungen unglaublich spannend", dann weiß ich, dass meine Schüler und Schülerinnen denken:
"Jetzt ist er total verrückt geworden …"
Aber wenn ich doch merke, wie sehr sich − zum Positiven − der Ton verändert durch meine eigene körperliche Arbeit, durch die Feinarbeit im Körper mit der Luft umzugehen, den Klang mit meiner Steuerung zu beeinflussen, dann kann ich nur sagen, die Arbeit am Resonanzkörper - also Tonübungen − sind spannend!!!
Euer Theo